Bewegungsanalyse mit einem Video (Tracker)

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Mit einem Videoanalyseprogramm lassen sich Bewegungen, die man auf einem Video festhält, analysieren.

Durch die Markierung eines Punktes auf jedem Einzelbild entsteht eine Folge von Orten, die Bahnkurve des Objekts.

Kennt man die Anzahl der Bilder pro Sekunde, so kann man das Orts- (t-s), Geschwindigkeit- (t-v) und das Beschleunigungsdiagramm (t-a) erstellen.

Gute Analyseprogramme erlauben auch noch die Erstellung von Funktionsgleichungen aus den Diagrammen, sowie die Berechnung von Ableitungen und Integralen oder die Berechnung von abgeleiteten Größen wie den Impuls oder die Energie.

Analyse von fertigen Videos; Anleitung für "Tracker"

Tracker Logo.png

Das Programm "Tracker" ist Teil des Open Source Physics Projects, bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten und ist dafür noch relativ einfach zu bedienen. (Download auf der Homepage)

Film laden und Markierungen setzen

Film anschauen

oder Datei > Öffnen.. aus dem Menü
Wiedergabe in der unteren Leiste.
Ohne die Haken bei "Alle Schritte" und "Smooth Play" ist die Wiedergabe schneller.
Mit den kleinen Markierungen kann man Anfang und Ende einstellen.
So kann man in einzelnen Schritten die Bildfolge betrachten.

Manuelle Eingabe der Position

Tracker NeuerTrack Manuell.png

Zunächst muss man sich überlegen welchen Teil des sich bewegenden Objekts man verfolgen möchte. Im Beispiel des rollenden Baggers habe ich mich für das Vorderrad entschieden, weil es sich optisch gut von seiner Umgebung absetzt.

Dann erstellt man unter Neu > Massenpunkt eine neue Folge von Orten, die "Track" genannt wird. Klickt man auf die dann erscheinende Taste "Masse A", so kann man unter anderem diesem Ort einen neuen Namen geben. Ich nenne ihn "Vorderrad".

Nun folgt die eigentliche Eingabe. Dazu hält man die Umschalttaste (für die Großbuchstaben) gedrückt, sodass sich der Mauszeiger in ein kleines Rechteck verwandelt. Bei gedrückter Umschalttaste klickt man nun auf das zu verfolgende Objekt, bei mir die Mitte des Vorderrades. "Tracker" merkt sich diese Position und zeigt gleich das nächste Bild an. Nun kann man dort die Position markieren und so fort. In meinem Beispiel des Baggers muss ich 148 Positionen markieren.

Spätestens jetzt sollte man das Projekt speichern, um die getane Arbeit zu sichern. Die Dateiendung lautet "*.trk".

Für kurze Filme mit bis zu 100 Einzelbildern ist dies eine praktikable Methode, bei längeren Sequenzen von etwa 1000 Bildern ist man froh, das es auch anders gehen kann.

Automatisches Erkennen der Position

Tracker NeuerTrack Automatisch Suchbereich.png

Die automatische Analyse funktioniert nur, wenn das Objekt oder eine spezielle Markierung sich ganz klar vom Hintergrund absetzt. Im Fall des Baggers wurde bei der automatischen Positionserfassung des Vorderrades auf einmal auf das nachfolgende Hinterrad gewechselt. Deshalb soll jetzt die Achse der Schaufel verfolgt werden. Man hätte aber auch den grünen Baustein in der Ladeschaufel nehmen können.

Man erstellt wieder unter Neu > Massenpunkt einen neuen Track. Ich nenne ihn "Bagger (Achse der Schaufel)".

Nun wird am Anfang des Films die Achse markiert. (Das Bild mit dieser Markierung heisst "Key Frame".) Dazu hält man die Umschalttaste und die Steuerungstaste (Strg) gedrückt, der Mauszeiger verwandelt sich in einen kleinen Kreis. Bei gedrückten Tasten klickt man auf die zu verfolgende Stelle, bei mir die Mitte der Achse. Alternativ kann man auf den Massepunkt "Bagger (Achse der Schaufel)" klicken und im Menü "Autotrack.." auswählen.

Nun erscheint ein kleiner roter Kreis in der Mitte und ein Rechteck drumherum. Der kleine Kreis markiert das Objekt, das Rechteck den Bereich, in dem nach diesem Objekt gesucht wird. Zieht man die unteren rechten Ecken mit der Maus, so kann man die Bereiche verändern. Zieht man an einer anderen Stelle des Kreises oder des Rechtecks, so kann man sie verschieben. Dann klickt man auf "Search".

Läuft nun alles glatt, wird bei jedem Bild in grüner Schrift angezeigt, dass das Objekt korrekt erfasst wurde. Hält das Programm den gefunden Ort für falsch oder es findet das Objekt nicht, so meldet es dies. In diesen Fällen kann man das Objekt manuell, also mit gedrückter Umschalttaste, erfassen.

Nach der automatischen Erfassung kann man alle Positionen noch manuell korrigieren, indem man einfach bei dem angezeigten Bild den kleinen roten Kreis verschiebt.

Auch bei der automatischen Erfassung empfiehlt es sich nach getaner Arbeit zu speichern.

Koordinatensystem festlegen

Das Orts-Koordinatensystem läßt sich beliebig verschieben und drehen. Durch eine Drehung um 180° läßt sich die Richtung der Ortsachse ändern.

Kalibrieren der Entfernung

Das Programm kann bei der Berechnung von Entfernungen nur die Anzahl der Pixel zählen. Damit es "weiß", wieviel Meter das in Wirklichkeit sind, muss man einen Maßstab vorgeben:

Auswertung

Ansicht der Bewegungsdiagramme

Nachdem der Film "markiert" ist, wird automatisch ein Ortsdiagram (t-x) angezeigt. Man kann die dargestellten Größen verändern und auch mehrere Diagramme untereinander betrachten.

Die Diagramme kann man speichern oder ausdrucken.

Analysieren der Diagramme

Durch eine genauere Analyse kann man unter anderem die Steigung eines Graphen messen oder die Fläche (Integral) unter der Kurve.

Außerdem ist eine Anpassung an einen vorgegeben Kurventyp, wie linear, quadratisch, exponentiell, usw. möglich.

Export der Daten

Um die Messdaten mit einer Tabellenkalkulation, wie "Calc" oder "Excel" zu verwenden, kann man sie als Datei exportieren.

Aufnahme von eigenen Videos

Je besser die Videoaufnahme wird, desto exakter und einfacher wird hinterher die Analyse. Es lohnt sich eine gute Vorbereitung.

Die Kamera

Am besten eine Spiegelreflex, es geht auch eine Kompaktkamera. Handys sind nicht gut geeignet.

  • Die Kamera muß auf ein Stativ montiert sein!

Das Licht

Optimal ist eine große Helligkeit mit wenigen Schatten. Das erreicht man am besten mit Tageslicht, Kunstlicht ist selten gut!

  • Im Freien bei wolkigem Himmel oder in der Nähe von großen Fenstern filmen.

Die Position der Kamera

  • Die Blickrichtung der Kamera sollte senkrecht zur Bewegungsrichtung des Objekts sein, andernfalls ergeben sich große Verzerrungen.
  • Die Kamera relativ weit weg stellen und ranzoomen verkleinert ebenfalls die Verzerrung.

Das Objekt und der Hintergrund

Man sollte schon jetzt festlegen welchen Teil des Objekts man verfolgen möchte. Bei einem Menschen zum Beispiel die Hüfte, den Kopf, die Hand, den Fuß,...?

  • Die zu verfolgende Stelle klar vom Hintergund abgegrenzen oder mit Markierungen versehen.

Der Hintergrund sollte dementsprechend möglichst gleichmäßig sein und eine andere Farbe als das bewegte Objekt haben.

  • Vor einer Wand, Wiese filmen oder ein Bettuch, Picknickdecke als Hintergrund aufhängen.

Hochkant-Videos

Manche Bewegungen, wie ein Fall, sind besser hochkant zu filmen. Aber dann hat man nur die Kamera gedreht und nicht den Film, was tun?

  • Man lädt sich das Programm "virtual dub" herunter (homepage oder bei chip.de) und öffnet den Film.
  • Unter Video > Filters... > Add... wählt man den Filter "rotate"
  • Unter Video > compression... wählt man einen "geeigneten" Codec. Bei mir hat der Xvid-Codec funktioniert, viele andere nicht.
  • Mit File > Save as AVI... speichert man den Film.

Technische Probleme mit Videos beheben

Wahl des Codecs

Bei Tracker kommt es selten vor, dass das Format des Videos nicht abzuspielen ist. Bisher hat es immer geklappt. Mit dem *.ogg-Format hatte Tracker bei Einzelbildern Probleme.

Die Änderung des Formats kann man z.B. mit dem Programm "free Video Converter" versuchen.

Bevor man das Video unter dem Ausgabeformat avi abspeichert, sollte man die Größe auf "Keine Veränderung" stellen und vor allem die richtige Bildfrequenz einstellen. Falls man die nicht kennt, der Player "vlc" zeigt sie unter "Extras > Codec-Informationen" an, falls das Video gerade abgespielt wird oder man "Pause" drückt.

Um den passenden Codec zu finden, muss man erstmal wissen, welchen man überhaupt benötigt. Das Programm "gspot" analysiert das Video und zeigt den Namen des passenden Codec an. Dann muss man sich im www auf die Suche nach einer Möglichkeit zum Herunterladen machen...

Schlussendlich ist es oft nützlich das Video mit dem Codec "Xvid" zu speichern, denn dieser funktioniert und hat sich bewährt. Er ist OpenSource, also insbesondere kostenlos. Zum Umkodieren ist das Programm "VirtualDub" angenehm. Auch dieses ist OpenSource.

  • Den Xvid-Codec hier herunterladen. Zum Installieren die "exe"-Datei mit einem Doppelklick ausführen.
  • Das Programm "VirtualDub" hier herunterladen. Das Programm muss nicht installiert werden. Man muss nur die"zip"-Datei entpacken (rechter Mausklick) und zum Starten im entpackten Ordner die Datei "VirtualDub.exe" doppelklicken.
  • Ist VirtualDub gestartet, kann man das Video mit "File > Open video file..." öffen.
Unter "Video > Compression..." kann man nun den gewünschten Codec auswählen. In diesem Fall also "Xvid MPEG-4 Codec".
Unter "File > Save as avi..." kann man nun das Video abspeichern. Man sollte einen neuen Namen verwenden, wie z.B. "Autofahren_Xvid.avi".

Links

  • Tracker ist ein sehr gutes Videoanalyseprogramm. Anders als bei Viana kann man auch eine automatische Erkennung der Position gut durchführen. Weiterhin kann man die Daten analysieren (Steigung und Integral) und eine Approximationskurve erstellen. Das Programm ist Teil des Open Source Physics Projects.
  • Viana Programm zur Bewegungsanalyse der Physik Didaktik der Universität Essen. (freeware)
  • Tipps zur Aufnahme physikalischer Videos für die Videoanalyse. (Vom Landesbildungsserver BaWü)
  • Wissenschaftliche Hausarbeit: Das Videoanalyseprogramm Tracker (Etleva Dai, Februar 2017. Gutachter: Prof. Dr. habil. Thomas Wilhelm, Institut für Didaktik der Physik, Goethe-Universität Frankfurt am Main)
  • Software zur Erstellung und Bearbeitung von Videos
    • www.xvid.org Hompage des Xvid-Projekts, ein freier Codec unter der GPL.
    • Virtual Dub Programm zur Bearbeitung von Videos, insbesondere kann der zur Kodierung verwendete Codec frei gewählt werden, was evt. nötig ist, um es mit Viana lesen zu können. (Steht unter der GPL)
    • XMedia Recode Programm zur Umcodierung von Videos (von chip.de als download, steht unter der GPL)
    • gspot Damit kann man die installierten Codecs und auch den Codecs eines Videos bestimmen. (freeware)
    • FLV-Converter kann Videos aus dem Netz herunterladen und konvertieren. (Freeware)
  • Video: Zeitlupenaufnahmen von menschlichen Bewegungen (ARD: Das Wechselwirkungsprinzip in Zeitlupe (nano, 29.11.2011) Das hat aber mit dem Wechselwirkungsprinzip nur am Rande etwas zu tun.)
  • Sportfakultät Leibzig Laborübung Quantitative Bewegungsanalyse Basketball-Positionswurf (Standwurf)
  • Leistungskurs Sport von Rolf Dober